Endspurt im Kreißsaal

Bevor ich loslege, bitte ich zu beachten:

 

In diesem Beitrag schreibe ich über mein Geburtserlebnis und nehme dabei nicht immer ein Blatt vor den Mund. Es war (leider) kein Wellness-Urlaub, sondern eben eine Geburt. Einerseits eine völlig natürliche Sache, andererseits können auch Worte und Details beschrieben sein, die manche Leser*innen beunruhigend finden können.

Bild Paket-oeffnen

Entbindungsstation | Tag 5 - Freitag (Fortsetzung)

Kaum hatte ich den PDA-Aufklärungsbogen unterschrieben, machten sich die Anästhesistin und die Hebamme an meinen Rücken und ein paar Minuten später war der Spuk auch schon vorbei: Der PDA-Katheter saß und das Betäubungsmittel war verabreicht. Kurze Zeit später ließen die Schmerzen deutlich nach, wurden erträglicher und ich konnte mich endlich etwas entspannen.

 

Bei der Hebamme entschuldigte ich mich für das ein oder andere harsche Wort, das ich ihr zuvor an den Kopf geworfen hatte. „Eigentlich bin ich meistens ganz umgänglich“, versuchte ich zu beschwichtigen. Sie fand mein „eigentlich“ und „meistens“ sehr amüsant – schließlich relativiert das ja doch wieder die ganze Aussage.

 

Als ich dann zu meinem Mann noch sagte: „Also ihr Männer habt es ja schon leicht… ihr steckt da euer Würstchen in das Senfglas und für euch ist alles tutti. Ich lieg jetzt hier und darf das alles mitmachen! Würstchen im Senfglas gibt’s nicht mehr, damit das klar ist!“, wurde auch noch herzlich gemeinsam gelacht. Und so schmunzelten wir für ein paar Momente vor uns hin.

Bild Wurst mit Senf

Zu viele unbeschwerte Augenblicke sollten es dann doch nicht werden – denn der Nervigkeits-Grad des CTGs wurde nun langsam durch häufig wiederkehrende händische Muttermunduntersuchungen abgelöst. Trotz der starken Wehen hatte sich der Muttermund nicht weiter geöffnet…! Wow, da ist die gute Laune aber mal ganz schnell dahin, sag ich Dir! Dennoch wirkte ich wohl deutlich entspannter als zuvor. Denn kaum huschte die Hebamme einmal kurz aus dem Kreißsaal, stand sie gleich darauf mit meiner „Lieblings-Ärztin“ wieder bei mir…

 

Ich lag auf meiner rechten Seite. Die Ärztin stand in meinem Rücken und begann direkt auf mich einzuquasseln – wieder sehr, sehr schnell und leider auch wieder sehr, sehr unverständlich. So viel ich verstehen konnte (und auch wollte) versuchte sie mir zu erläutern, wann, weshalb und wieso sie an dieser und jener Stelle wie gehandelt hätte. Es interessiert mich nicht (mehr)!

 

Was mich aber interessierte war, dass sie während ihres verbalen Ergusses permanent mit ihrer Hand auf meinen linken Arm klopfte. Du kennst das sicher, wenn Dir jemand etwas erzählt und dabei mit seiner Hand leicht gegen deinen Arm haut. Es war wohl ihre Art, ihre Erläuterungen unterstreichen zu wollen. Ich spürte förmlich wie die Wut in mir hochkroch, wie ich mich nur noch auf ihr „Armgeklopfe“ konzentrieren konnte, wie ich nicht mehr von ihr angefasst werden wollte, wie ihre Maschinengewehr-Worte nur noch ein leises Hintergrundrauschen wurden. Ich drehte mich etwas weiter zu ihr um, sah sie mit festem Blick an und presste ein: „Nehmen Sie sofort Ihre Hand von meinem Arm!“ zwischen meinen Zähnen hervor! Sie erstarrte augenblicklich, zog ihre Hand sofort zurück und war Sekunden später aus dem Kreißsaal verschwunden. DAS war unsere letzte Begegnung!

 

An dieser Stelle ist mir wichtig kein falsches Bild zu vermitteln. Daher ergänze ich zu meinen Äußerungen und Erfahrungen mit dieser „Lieblingsärztin“ noch Folgendes:

 

Mir ist völlig egal, wie groß oder wie klein jemand gewachsen ist. Ob der Mensch schnell oder langsam redet. Woher der Mensch kommt und ob der Mensch mit oder ohne Akzent redet! Ganz im Gegenteil: Ich habe selbst keine deutschen Wurzeln und spreche mit deutlich schwäbischem Akzent. Dabei nuschle ich auch sehr gerne mal. Außerdem bin ich ja auch noch ziemlich groß und breit – eine richtige Wuchtbrumme eben. Wäre ich der Dame woanders und in einer anderen Situation begegnet, hätte wir uns vielleicht in Ruhe austauschen und ein nettes Pläuschchen halten können.

 

In dieser Situation traf jedoch eine medizinische Fachkraft auf eine unerfahrene Erstgebärende unter starken Wehen und in ziemlich geschwächtem und gestresstem Zustand. Und genau in solch sensiblen Bereichen, wo unzählige Eingriffe in die persönlichste Privatsphäre einer Frau stattfinden, halte ich es für ausgesprochen wichtig, dass Fachkräfte mit Ruhe, Empathie und verständlicher Kommunikation auf den Patienten eingehen können – auch nach viel Berufserfahrung.

 

Sicher ist das bei dem aktuellen Druck und dem Personalmangel im medizinischen Bereich alles andere als leicht, das verstehe ich. Daher finde ich es auch grundsätzlich sehr gut und rechne es ihr hoch an, dass die Ärztin zum Schluss etwas Selbstreflektion gezeigt und eine (Er-)Klärung versucht hat.

 

Bild Handshake Frauen

Um die Geburt weiter voranzutreiben wurde mir die Gabe von Oxytozin, auch bekannt als Wehentropf, vorgeschlagen. „Ja, macht halt.“, dachte ich inzwischen nur noch. Danach setzten wieder Wehen ein, alle drei bis vier Minuten. Etwa zwei Stunden später hatte sich der Muttermund von 2 cm auf 8–9 cm geweitet… endlich!

 

Dafür wurde das Ableiten der Herzfrequenz unserer Maus über das CTG immer schwerer und damit unsicherer. Ich wurde darüber informiert, dass die Geburtshilfe in solchen Fällen – und zwar ausschließlich in solchen Ausnahme- und Risikofällen – eine Kopfschwartenelektrode (KSE) zur Ableitung der kindlichen Herztöne einsetzt. Dabei wird dem Baby im Mutterleib eine mit einer Spirale versetzte KSE vorsichtig in die Kopfhaut gedreht. Heute gruselt mich die Vorstellung! Zum Zeitpunkt der Geburt wusste ich aber nicht mal, was sie da genau taten und mit welchen Risiken das verbunden sein kann. In unserem Fall ging alles gut und die Herztöne unseres Babys konnten wieder zuverlässig aufgezeichnet werden.

 

Am frühen Morgen, kurz nach 6 Uhr, übernahm die Geburtshilfe dann eine Hebamme des Frühdienstes gemeinsam mit einer Hebammenschülerin – zwei junge engagierte Damen. Ich muss sagen, ab dem Zeitpunkt fühlte ich mich etwas besser und vor allem einfühlsamer betreut. Die Nachtdienst-Hebamme hatte sicherlich schon einiges an Berufserfahrung und verstand ihr „Handwerk“. Zwischenmenschlich hatten wir jedoch nicht ganz zueinander gefunden.

 

Dem Frühdienst fiel natürlich gleich auf, dass ich sehr erschöpft war und wirkte. Ich wurde zunächst auf die Toilette begleitet – die Blase muss für die Geburt leer sein, das Kind braucht Platz. Leider kam da nur nicht viel. Also wurde mir empfohlen einen Blasenkatheter legen zu lassen. Von Kathetern und Einläufen hatte ich aber eindeutig die Schnauze voll und lehnt ab – mehrmals.

 

Um kurz nach 7 Uhr wurden dann die Assistenzärztin (eine wirklich tolle Frau und Ärztin!) und die Oberärztin, bei der ich schon mein Vorgespräch wegen des Schwangerschaftsdiabetes hatte, über den Verlauf informiert und machten sich ein Bild von der Lage. Sie gaben den Hebammen kurz Anleitungen und verließen wieder den Kreißsaal. 

Bild Frau unter Geburt im Kreißsaal

Die letzten Stunden hatte ich ja sowieso mit permanenten Stellungswechseln und gefühlt unzähligen sportlichen Aktivitäten verbracht. Die nahmen jedoch nochmal eine völlig neue Dimension an, als die Assistenzärztin ab ca. 8 Uhr dann dauerhaft im Kreißsaal anwesend war. 

 

Da kam es zu einem Moment, der sich meinem Mann eingebrannt hatte:

Ich kniete auf dem Entbindungsbett und versuchte das zu tun, was die Damen vom Fach zu mir sagten: „Und nun kräftig schieben!“. Mein Mann stand an meinem Kopf, schaute meinen Rücken runter und sah die drei Frauen nebeneinanderstehend zu mir hochschauen – also auf meinen Unterleib – und sagen: „Ja! Super! Sehr schön!“… dieses für ihn etwas skurrile und lustige Bild wird er nun wohl nicht mehr los…

 

Dabei wurde er ja zuvor eh schon fachmännisch von Vätern aus Verwandtschafts- und Freundeskreis unterrichtet, dass er sich während der gesamten Geburt auch ja am Kopf von mir, und zwar ausschließlich dort, aufhalten soll – denn was es bei der Geburt da unten zu sehen gibt, möchte er sicher NICHT sehen!

 

Ja, die Männer haben da ja echt ihren Spaß, muss ich sagen!

 

Die sportlichen Aktivitäten wurden erweitert: Ich musste „Äpfel-schütteln“ (das Becken während der Wehe kräftig schütteln), wodurch das Köpfchen ins Becken rutschen soll, und auf dem Hocker tiefer treten. Ich war jedoch so erschöpft, dass ich mich in den Wehenpausen inzwischen kaum mehr oder gar nicht erholte. Noch dazu senkte sich die Herzfrequenz unseres Babys vermehrt und unabhängig von den Wehentätigkeiten ab. Der gesamte Geburtsvorgang kam ins Stocken beziehungsweise zum Stillstand. Plötzlich wurde alles sehr hektisch.

 

Auch die Oberärztin stand auf einmal wieder mit im Kreißsaal. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass der Kopf des Kindes unzureichend tiefer kommt. Außerdem sei das Absinken der Kinds-Herzfrequenz bedenklich. Gleichzeitig gäbe es eine Wehenschwäche. Es müsse nun schnell gehen:

 

  • Die Blase wurde nun kurzerhand doch per Katheter entleert, damit der Kopf des Babys mehr Platz bekommt.

  • Um 08:51 Uhr wurde die Saugglocke am Kopf des Babys angesetzt.

  • Um 08:53 Uhr erfolgte der Dammschnitt.

  • Und nach 3 Wehen-synchronen Zügen erblickte um 08:58 Uhr mit 3.360 g und 51 cm Körperlänge unser ❣ Kind ❣ schließlich das Licht der Welt (die für ein paar Sekunden tatsächlich stillstand).

 

Nach kurzer Stimulation durch die Hebamme hörten wir dann zum ersten Mal die wundervolle und kräftige Stimme unserer zauberhaften Tochter! Kurz darauf wurde sie an meine Brust gelegt und abgenabelt – der frischgebackene Papa hat das Durchtrennen der Nabelschnur übrigens dankend abgelehnt.

 

Und egal, ob ich darüber rede, davon lese oder hier nun darüberschreibe – die Gedanken und Gefühle sind schlicht unbeschreiblich und werden mich wohl immer zu Tränen rühren. 

 

Ja, und seit da ist alles anders…
Ich bin nicht mehr „nur“ ich – ich bin Mutter!

Bild unseres Sonnenscheins
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