Die Hintergrundmusik des Grauens

Die abenteuerliche Reise zur Geburt | Part 3

Bevor ich loslege, bitte ich zu beachten:

 

In diesem Beitrag schreibe ich über mein Geburtserlebnis und nehme dabei nicht immer ein Blatt vor den Mund. Es war (leider) kein Wellness-Urlaub, sondern eben eine Geburt. Einerseits eine völlig natürliche Sache, andererseits können auch Worte und Details beschrieben sein, die manche Leser*innen beunruhigend finden können.

Entbindungsstation | Tag 1 - Montag (Fortsetzung)

Mit Einführung des Katheters begann meine CTG-Tortur… Alle 2 Stunden wurden Bauchzwerg und ich eingeschnürt. Die Aufzeichnungen sollten jeweils ca. 30 Minuten andauern, was in den wenigsten Fällen klappte, da die Hebammen meist anderes zu tun hatten und uns schlicht und ergreifend vergessen hatten – zumindest solange das CTG unauffällig blieb.

 

Das bedeutete, im besten Fall war ich etwas über 30 Minuten an das Gerät gebunden. Im schlechtesten Fall waren es auch mal eineinhalb Stunden. Um die Geburt voranzutreiben sollte ich mich auch häufiger bewegen. Da ich aber kein mobiles CTG-Gerät erhalten habe, mussten wir immer abwarten, bis ich abgeschnallt wurde.

 

Häufig wurde betont, dass ich mich entspannen, ausruhen und Kraft für die bevorstehende Geburt tanken sollte. Es ist nämlich so, dass der zu gestresste Körper der Mutter zur Geburtsverzögerung beitragen kann, da er nicht ausreichend Energie für den Geburtsprozess haben könnte. Wie gesagt unser körpereigenes System ist durchaus sehr intelligent und weiß oftmals besser als wir selbst was gut oder nicht so gut ist.

 

Aber ich muss echt sagen, für mich brachten diese CTG-Anbindungen wenige bis gar keine erholsamen Phasen. Natürlich verstehe ich, dass der Einleitungsprozess durch diverse Mittel, wie in diesem Fall das CTG, überwacht werden muss und zwar sehr, sehr engmaschig. Dennoch benötigt die Klinik die CTGs auch hauptsächlich zu Dokumentations- und Nachweiszwecken, zum Beispiel für den Geburtsbericht, und damit zur eigenen Absicherung. Vielleicht ließe sich sowas auch anders lösen…

 

Ab etwa 10 Uhr hatte das CTG-Gerät also eine ausgeprägte Anhänglichkeit entwickelt… Je weiter die Zeit fortschritt, desto deutlicher spürte ich, wie nervig so eine permanente Klette sein. Das ist wie mit diesen Kalorien, den anhänglichen Rudelwesen, die schnell mal zu viele werden 😉.

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Nun, der Ballonkatheter saß also, das erste CTG danach war erledigt und wir machten uns auf den Weg eine erste Bewegungsrunde durch die Klinik zu machen… und wir ahnten nicht, wie viele Runden und wie viele CTGs da noch folgen sollten!

 

Während des Gehens setzen so nach und nach tatsächlich immer mal wieder unregelmäßig kleinere Wehen ein, die dann aber auch schnell wieder abflachten.

 

Vor Schichtende besuchte mich dann nochmals die Gynäkologin, die den Katheter gesetzt hatte und erkundigte sich nach dem Befinden. Da die Wehen schon wieder abflachten, entschied sie den Ballonkatheter mit noch etwas mehr Flüssigkeit zu füllen, um den Druck auf den Gebärmutterhals nochmals zu erhöhen und die Wehen voranzutreiben.

 

Tatsächlich löste das weitere und schon viel heftigere Wehen aus, die jedoch im Verlauf des Tages und zur Nacht wieder deutlich abflachten. Gegen 22 Uhr wurde ich nochmal untersucht. Der Muttermund hatte sich um 2 cm geöffnet – es hatte sich also etwas bewegt.

Da ich aber keine weiteren Wehen hatte, entfernte man den Ballonkatheter und sagte mir, dass man morgen früh die nächste Einleitungsmaßnahme mit mir besprechen würde. Zur Nacht würde man das nicht machen, um dem Körper die wichtige und nötige Ruhe zu gönnen.

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Nun gut – ehrlich gesagt hatten wir auch nicht damit gerechnet, das Kind schon montags im Arm halten zu dürfen.

Und so lag ich dann da… und sollte mich ausruhen, schlafen. Mein Körper sollte ja Kraft tanken für das Bevorstehende. Und neben mir lag mein Mann. Er schlummerte friedlich vor sich hin, hatte ich zumindest den Eindruck. Ich gönnte ihm den Schlaf ja auch, irgendwie… Dass er aber auch sein lautstärkstes Sägewerk mit eingepackt hatte, hatte er natürlich nicht erwähnt!

Kennst Du das, wenn Du dann da liegst – neben Dir liegt Dein Partner, den das alles so gar nicht interessiert und der einfach friedlich schlummert und Dir rasen die wildesten Gedanken durch den Kopf? So sehr mich faszinierte, wie gut mein Mann unter den Umständen schlafen konnte, so wütend machte es mich gleichzeitig, weil ICH ja die Erholung brauchte…! Und je mehr ich dachte, dass ich die Erholung dringend brauche, desto weniger konnte ich mich entspannen…

Noch viel extremer störten meine so wichtige Nachtruhe aber die leider sehr, sehr hellhörigen Wände der Klinik. Während ich als Erstgebärende eigentlich gar nicht so recht wusste, was da noch auf mich zukam, durfte ich mir zumindest schon mal einen Vorgeschmack anhören: Wild kreischende, leidende, schreiende und lautstark jammernde Frauen in den Nebenzimmern. Diese „Hintergrundmusik“ à la Scream 1-5, gepaart mit allen SAW-Verfilmungen, war nun wirklich alles andere als entspannend!

Und so schlief ich in dieser Nacht wohl etwa zwei Stunden am Stück…

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