Vom Lebenskompass, Zucker und dem Küken
Die abenteuerliche Reise zur Geburt | Part 1
Nun, ich habe doch lange überlegt, ob ich diesen Seelenstriptease hier wirklich mache… Weshalb ausgerechnet so öffentlich über so persönliche Dinge und Details?
Zwei ausschlaggebende Gründe kann ich Dir nennen:
Zum einen wünsche ich mir – deshalb mache ich diesen Blog ja auch – andere Menschen, andere Frauen, mit meinen Worten zu erreichen, ihnen Mut zu machen, ihnen aus meiner Erfahrung etwas Positives mitzugeben oder auch bei einer Entscheidung hilfreich und wegbereitend zu sein. Dabei gehört es zu meinen absoluten Grundprinzipien authentisch, ehrlich und offen zu sein. Es ist auch ok, wenn das nicht zu jedem passt und es ist auch ok, dass es nicht mit jedem matchen kann und muss – das habe ich inzwischen gelernt. Ich bin aber absolut überzeugt davon, dass man nur auf Basis dieser Prinzipien andere Menschen tatsächlich erreichen und überzeugen kann – und zwar nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen und in der Seele.
Mit dem Schreiben verarbeite ich natürlich auch zusätzlich das Erlebte, was ich im persönlichen Austausch nicht konnte oder wollte.
Wie bereits erwähnt, habe ich mitten in der Corona-Pandemie entbunden. Das war in vielerlei Hinsicht mit Besonderheiten verbunden. Und ich möchte auch gar nicht so tun, als wäre die gesamte pandemische Lage sowie die stark reduzierten Sozialkontakte spurlos an mir vorbei gegangen. Im Gegenteil: Sie wirken bei mir noch nach.
Hinzu kommt, dass unser Familien- und Freundeskreis hauptsächlich aus kinderlosen Paaren und Personen oder eben aus Paaren mit schon wesentlich älteren Kindern besteht, wodurch sich mit Geburt unseres Kindes eben Interessenverschiebungen ergeben haben. Auch sind die Großeltern unseres Kindes schon etwas älter, was ein „das Kind kann heute bei Oma und Opa schlafen und wir haben einen schönen Abend“ nicht möglich macht.
Das alles sind für mich wundervolle Gründe sich völlig neu auszurichten und auch über seinen eigenen Schatten zu springen. Denn ist es nicht ein unbeschreiblich großes Geschenk mit über 40 Jahren ein so junges Leben begleiten zu dürfen und damit verbunden auch die Möglichkeit zu haben einen tiefen prüfenden Blick auf den eigenen Lebens-Kompass zu werfen? Und ich freue mich unheimlich auf alles was mich noch erwartet!
Dann schauen wir mal, wie die abenteuerliche Reise zur Geburt unseres Zwerges begann:
Wie Du aus meinem vorherigen Beitrag weißt, kam mit dem Zuckerbelastungstest, der in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche bei jeder werdenden Mutter vorgesehen ist, leider die Diagnose Gestationsdiabetes.
Zunächst ließ sich die Schwangerschaftsdiabetes noch gut mit einer angepassten Ernährung regulieren, zumindest tagsüber. Schwierigkeiten machte bei mir regelmäßig, eigentlich täglich, der Nüchternwert am Morgen nach dem Aufwachen. So musste ich schon bald damit beginnen zur Nacht Insulin zu spritzen.
Mit Beginn der Insulintherapie stand dann fest, dass ich nicht in jeder Klinik entbinden kann und spätestens zum errechneten Entbindungstermin eine Geburtseinleitung stattfinden wird.
Was die Klinikwahl bei insulinpflichtiger Gestationsdiabetes angeht, möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen, da das sonst den Rahmen sprengt – nur soviel: Es gibt in Deutschland unterschiedliche Arten von Krankenhäusern in denen Frauen entbinden können, welche sich zusätzlich im Grad ihrer Spezialisierung unterscheiden. Mit insulinpflichtiger Gestationsdiabetes sollte eine Frau in einer Klinik entbinden, die eine angebundene Neugeborenen-Intensivstation hat. Zudem muss ein Vorgespräch zur Einleitung der Geburt in der dann gewählten Klinik stattfinden.
Wie Du also siehst: An Terminen, Untersuchungen, medizinischen Gesprächen und einer bemerkenswerten Anzahl Kontakte mit unterschiedlichen Fachärzten mangelte es während meiner Schwangerschaft definitiv nicht. Immerhin kann ich nicht behaupten, dass ich gar keine Sozialkontakte in der Pandemiezeit hatte.
Das Thema Geburtseinleitung beschäftigte mich tatsächlich sehr. Bei einer Einleitung wird gezielt und mit unterschiedlichen Methoden versucht (mechanisch oder medikamentös) Wehen auszulösen, um den Geburtsvorgang in Gang zu bringen.
Mein großer innerer Wunsch war es aber – auch wenn ich wirklich richtig Angst vor den Schmerzen hatte, da bin ich eine richtige Mimose –, dass das Kind auf natürlichem Weg zur Welt kommen kann. Denn wissenschaftliche Studien belegen, dass während und auch nach einer natürlichen Geburt weniger Komplikationen auftreten, das heißt Mutter und Kind insgesamt meist gesünder sind.
Das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Hormone während der natürlichen Entbindung, ist komplett darauf ausgerichtet die Mutter und das Kind gut und sicher durch die Geburt zu bringen. Während der Wehenarbeit erleichtern die physiologischen Prozesse im Körper der Mutter die Geburt und bereiten so das ungeborene Kind auf das Leben in der Außenwelt vor.
Je mehr ich mich mit dem Thema befasste, desto weniger scharf war ich auf ein äußeres Einwirken (was ja auch eine Form von Druck und Stress ist), um das Kind dazu zu bewegen, sein Köfferchen zu packen und sich auf den Weg nach draußen zu machen. Am wenigsten Lust hatte ich aber auf eine „Hauruck-Aktion“ in Form eines Kaiserschnitts, außer es wäre natürlich medizinisch erforderlich gewesen.
Um beim gepackten Koffer des Babys zu bleiben:
Dieser Koffer ist bei einem Kaiserschnitt, der medizinisch nicht erforderlich ist, in meinen Augen (noch) nicht (vollständig) gepackt. Denn ich bin überzeugt davon, dass die Natur in den meisten Fällen durchaus weiß, was, wann und wie etwas gut und richtig ist.
In der westlich industrialisierten Welt, die natürlich ihre absolute Berechtigung hat und viele Vorteile und Lebensbereicherungen mit sich bringt, neigen wir jedoch immer mehr dazu alles zu standardisieren und zu normen.
Wir Menschen sind aber nun mal nicht genormt!
Und je mehr wir in eine Norm und eine Form passen sollen, desto mehr verliert sich der Blick auf das einzelne Individuum beziehungsweise, im Fall einer Schwangerschaft, sogar zweier Individuen.
Normen und Standardisierungen sind einerseits zwar sehr praktisch – ich bin da auch an den richtigen Stellen und im richtigen Maß ein absoluter Fan und Befürworter davon –, andererseits entfernen wir uns damit immer mehr von einer natürlichen Basis und auch von einem natürlichen und nüchternen Blick auf das Einzelne und manchmal sehr Wichtige.
Da ich in der 25. Schwangerschaftswoche bereits das Insulin zur Nacht spritzen musste, hoffte ich die nächsten fünf Wochen inständig, dass es zu keinen Anzeichen einer Frühgeburt kommt. Denn ab der 30. Schwangerschaftswoche konnte ich in meiner Wunschklinik (mit Neugeborenen-Intensivstation) zur Entbindung.
Unser Zwerg fühlte sich in meinem Bauch aber offensichtlich so wohl, dass ich in der 37. Schwangerschaftswoche noch ganz entspannt das Vorgespräch zur Geburtseinleitung in der Wunschklinik führen konnte. Da reservierte ich uns dann gleich mal ein Familienzimmer zum Entbindungstermin, hoffte aber, dass sich unser Zwerg ein, zwei Tage früher auf den Weg machen würde…
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